Was ist Co-Regulation?

Warum fühlen wir uns mit manchen Menschen wohl und können entspannen und mit anderen nicht? Im Kontakt mit einer uns freundlich gesonnenen, ruhigen, „warmen“ Person, wird der Parasympathikus aktiv. Wir kommen buchstäblich runter, was die gesamte Körperchemie verändert, denn jetzt wird das Glückshormon Serotonin und das Bindungshormon Oxytocin verstärkt ausgeschüttet.

Wenn wir aufgeregt und gestresst sind, dann kann die Anwesenheit eines wohlwollenden Menschen uns mit dem Gefühl durchströmen, gehalten zu werden.

Co-Regulation hat viel mit Präsenz, sich selbst im Körper spüren, Entspannung, Rhythmus und Entschleunigung zu tun. Botenstoffe wie Serotonin oder die Stresshormone  Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol beeinflussen die Körperchemie und unser Befinden. Das vegetative Nervensystem besteht u. a. aus dem Parasympathikus, der aktiv ist, wenn wir entspannen und dem Sympathikus („Stressnerv“), der auf Aktivität gepolt ist und Stresshormone ausschüttet.

Am Anfang des Lebens ist das Nervensystem noch nicht ausgereift und die schützende Ummantelung, das Myelin, um die Nerven fehlt teils noch.  Die Verbindung der Mutter und das zeitnahe Erfüllen der grundlegenden Bedürfnisse, wie Schutz und Wärme, Nahrung, Schlaf, trockene Windeln usw. ist maßgeblich für die Co-Regulation. Wenn davon ausreichend vorhanden ist, ebnet das ein gesundes Heranwachsen und die Basis für unsere Selbstregulation.

Auch wenn es in der frühen Zeit an der nötigen Ruhe gefehlt hat, ist es nie zu spät Geborgenheit nachzunähren!

Es gibt Zeiten, in denen es an zugewandtem Kontakt mangelt und die Selbstregulation aus dem Gleichgewicht gerät. Dann kann Co-Regulation über die Craniosacrale Körpertherapie, dem prä- und perinatalen Ansatz und Somatic Experiencing die Seele wieder harmonisieren. Dann stellt sich wieder Freude und Zuversicht ein.

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Eine kleine Anleitung zur Stärkung an einem ruhigen Ort

Wenn alles zu viel, zu schnell ist – und wie wir die Ruhe pflegen können

  • Der erste Schritt ist die Umgebung wahrzunehmen. Welche Farben und Formen siehst du?

  • Kannst du auch Geräusche hören, die du sonst nicht bewusst wahrnimmst? Vielleicht ein Vogel, der in der Ferne zu hören ist, eine Uhr die tickt oder das Wummern der Stadt.

  • Wie spürst du dich gerade? Hast du es bequem? Berühren die Füße den Boden? Wie geht dein Atem? Wie ist die Temperatur?

Das Innehalten, Orientieren und Fokussieren unterstützt die Selbstregulation und stärkt die Fähigkeit die Ruhe in sich selbst wahrzunehmen. Mit dieser einfachen Übung kann die Widerstandskraft wie ein Muskel trainiert werden und wir werden resilienter.

Unser Nervensystem entwickelt sich ständig weiter und lernt und verknüpft neue Erfahrungen und bildet so neue neuronale Verbindungen aus, die uns stärken und stützen können. Über die Selbstwirksamkeit können wir mutig für uns sorgen.

Wie Kinder und unsichere Menschen Co-Regulation lernen

  • am besten gelingt das mit Menschen, die sich selbst gut spüren können. Die ein gutes Containment haben

  • wenn dann noch regelmäßig ein freundlicher Blickkontakt stattfindet, ist das gut. Auch bei Erwachsenen werden dabei Botenstoffe ausgeschüttet, was die Co-Regulation und Bindung unterstützt.

  • innehalten. Wenn wir merken, dass wir das innere Gleichgewicht verlieren, dann einfach mal Pause einlegen und uns an eine schöne Begegnung mit einem anderen Menschen erinnern.

Optimaler weise lernen Kinder das von früh auf von ihrer nächsten Bezugsperson. Die Kleinen können sich noch nicht selbst beruhigen – und je nach Situation auch Erwachsene nicht ;-)  Umso wichtiger ist es, dass sie die Erfahrung machen, dass jemand auf die Bedürfnisse eingeht. Desto mehr wir die Ruhe verinnerlichen, umso stabiler sind wir und können für unsere Bedürfnisse sorgen.

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Was ist Craniosakrale Körpertherapie

Die Craniosacrale Körpertherapie ist ein Teilbereich der Osteopathie und beschäftigt sich mit der Flüssigkeit (Liquor), das das Gehirn und Rückenmark umspült, nährt und schützt.

Diese Flüssigkeit bewegt sich rhythmisch zwischen Schädel (Cranium) und Kreuzbein (Sacrum) und ist am ganzen Körper durch ein sanftes Zusammenziehen und wieder Ausdehnen spürbar.

Organisiert wird dies alles von der Lebensquelle, die in uns angelegte Blaupause.

Im Laufe des Lebens bindet der Organismus sowohl physische, wie auch psychische Traumata. Er kapselt sie sozusagen ein, damit wir weiterhin lebensfähig und funktionstüchtig bleiben.

Das ist einer der Gründe, warum wir nicht mehr über so viel Energie verfügen.

Craniosacrale Körpertherapie unterstützt u. a. bei:

  • Schmerzen im Bewegungsapparat

  • Kopfschmerzen

  • Schleudertrauma

  • Tinnitus

  • Kiefergelenk-Beschwerden

  • Burn-out

  • Stress

  • Verdauungsproblemen

  • Schlafproblemen

  • chronische Erkrankungen, z. B. Fibromyalgie

  • Unfällen, traumatischen Erlebnissen

  • nach Operationen

  • unklaren Beschwerden

Was passiert bei der Behandlung?

Die Behandlung findet liegend statt. Über ganz leichten Fingerkontakt erspüre ich den Fluss und die Rhythmen des Liquors und nehme eventuelle Blockaden wahr. Ein fein dosierter verbaler Austausch erlaubt in die Stille einzutauchen.

Stell Dir einen Bach vor, der sanft Hindernisse wie Steine und Geröll umspült und vielleicht erst nur das angesammelte Herbstlaub fortträgt und dann vielleicht noch einen Ast. Manchmal braucht es da nur ein sanftes Lenken, um den Weg wieder gangbar zu machen.

Durch das stetige Fließen vertieft sich der Bachlauf und die Schubkraft vom Wasser vergrößert sich. Vielleicht gibt es da noch angestautes Wasser, das schon länger gestanden ist und mit eingebunden wird. Es wird frischer, lebendiger und wahrscheinlich kann das Bächlein schon ahnen, dass es ein Teil von dem ganz großen Meer – der Urkraft – ist.

Das Meer, das an der Wasseroberfläche so tosend und brausend ist. Und die Wellen sich schaumig schaukelnd überschlagen. Wo eine Welle nach der anderen sich auftürmt und den Blick in die Weite verstellt. Kannst du erahnen, wie es sich unter der Wellenbewegung anfühlt? Wie beim Tauchen können wir tiefer sinken, die Gischt, das Wilde über uns und die Strömung bewegt noch sehr viel und lässt uns hin und her schaukeln und gleichzeitig ist es etwas ruhiger geworden. Das laute Brechen der Wellen über uns ist in die Ferne gerückt. Wenn wir uns von dort weiter sinken lassen, ist noch eine sanfte Bewegung, wie das Schwingen vom Seetang spürbar. Eine leichte fließende Bewegung. Sanft und rhythmisch. Momente von großer Stille und gleichzeitig angefüllt von einer immerwährenden Lebendigkeit.

Und gleichzeitig das Wissen, der Urkraft zu vertrauen und sich mit ihr zu verbinden. Wenn wir in Resonanz gehen, können wir den Bewegungen des Wassers in die angrenzenden Gewebestrukturen folgen.

Das alles ist spürbar. Und kann das Eingangstor zu dir, deiner Kraft und Stille sein.


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Was bedeutet Integration in der prä-, peri- und postnatalen Arbeit?

Integration heißt „Wiedervereinen“: In der Therapie sind alle Gefühle willkommen, auch – und gerade – solche, die sich als störend, negativ oder zu emotional verankert haben. So können wir sie anschauen, annehmen und auflösen. Das geht auf verschiedenste Weise, z. B. mit körperorientierter Therapie.

Dafür müssen wir uns diesen Gefühlen liebevoll stellen.

Warum ist es wichtig, dass wir die „alten Gespenster“ nicht immer wegschieben?

Alles, was in uns ist, beeinflusst uns. Gefühle ganz besonders, das kennen wir alle nur zu gut, besonders in Momenten, in denen wir total Angst haben oder wütend sind – obwohl wir gleichzeitig im Kopf logisch „dagegenreden“ können, haben Gefühle die Oberhand.

Noch dramatischer ist das bei grundlegenden Gefühlen, die durch frühere Erfahrungen oder Erinnerungen ausgelöst werden. Vielleicht spürst du schmerzhaft deine Selbstzweifel oder wirst sehr schnell nervös. Manche Menschen laufen mit einer unterschwelligen Wut herum oder werden schnell von etwas getriggert. Vor und nach der Geburt wird das besonders relevant, denn hier hast du es mit einem einschneidenden, lebensverändernden Moment zu tun. Und: Du bist als Elternteil für ein kleines Menschlein verantwortlich.

Wann immer wir negative Gefühle unterdrücken, rächt sich das oft:

  • weil sie sonst so groß wie Elefanten werden

  • weil sie zu ständigen Begleitern in allen möglichen Situationen werden

Ein weiterer, extrem wichtiger Grund, sich den unschönen Gefühlen zu stellen ist, dass sie uns helfen, uns zu verstehen – und warum wir so sind, wie wir sind und beziehungsweise uns manchmal auf eine bestimmte Weise verhalten.

Wenn wir uns unseren Gefühlen stellen, können uns alte Gespenster nicht mehr anspringen, wie ein bellender Hund. Wir können es idealerweise zusammen auflösen, auf jeden Fall aber einordnen. Und damit verlieren sie ihre Macht.

Das ist nicht immer einfach

… und es kann schmerzhaft und schwer sein. Außerdem braucht es eine Portion Mut sich mit diesen Gefühlen jemanden anzuvertrauen.

Meine Erfahrung ist: Wenn wir uns dem wirklich stellen – am besten mit guter Unterstützung – kann sich ein liebevoller Blick auf uns einstellen. Wenn wir uns so verletzlich zeigen und uns dabei mit Offenheit, Freundlichkeit und Wertschätzung annehmen, kann ein tiefer Heilungsprozess entstehen.

Mit Integration verändern wir unsere Gefühle und Einstellungen, aber nicht die Geschichte. Und es wird leichter!

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